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Entwicklung des Vergolders

Der Vergolder gehört zu den traditionsreichsten Handwerksberufen. Seine Ursprünge reichen bis in das frühe Mittelalter zurück.

Als sog. „Zubereiter“ (auch Zurichter) war er zunächst nur für die Grundierung der Malbretter des mittelalterlichen Tafelmalers zuständig. In der Folge von Zunftbestimmungen, die den Flachmaler, der ausschließlich Flächen bemalen durfte, von dem für die Bearbeitung figuraler Objekte zuständigen Fassmaler unterschieden, bildete dieser zusammen mit dem Zurichter einen eigenen Beruf.

 

Seit dem 15. Jahrhundert sind eigenständige Meisterprüfungen im Vergolder- und Fassmalerhandwerk nachgewiesen.

In der spätgotischen Skulpturenfassung findet dieses Handwerk dann auch seine erste Hochblüte. Aus dem Bemühen, einem möglichst realistischen Erscheinungsbild der dargestellten Personen Rechnung zu tragen, erwachsen dem Beruf ganz spezifische Ausdrucksformen der Oberflächengestaltung. Die fortschreitende Profanisierung der Kunst und das steigende Repräsentationsbedürfnis der Herrscherhäuser erschlossen dem Vergolder immer größere Betätigungsfelder. Bei der Ausstattung von barocken Kirchen und Schlössern mit prunkvollen Wanddekorationen und erlesenem Mobiliar leistete er einen wichtigen Gestaltungsbeitrag. Im 18. Jahrhundert zeigen sich die Techniken des Vergolders auf einem qualitativen Höhepunkt, dessen Maßstäbe bis heute nachwirken.

Klassizismus und Historismus brachten eine neue Variante dieses Berufes hervor, den Rahmenvergolder. Die bis dahin üblicherweise holzgeschnitzte Ornamentik an Bilder- und Spiegelrahmen wurde nunmehr ersetzt, durch die Applikation von separat gefertigter Ornamentik. Die Herstellung von Bilderrahmen mit Verzierungsauflagen aus speziellen Drück- und Gussmassen ist seitdem die Domäne dieser Fachrichtung.

Die traditionellen Techniken des Vergolders stellen ein so ausgereiftes System dar, dass sie kaum verbesserungsfähig sind und bis heute nahezu unverändert praktiziert werden. Nicht zuletzt dieser starke Traditionsbezug prädestiniert diesen Beruf auch dazu, bei der Erhaltung und Pflege von historischem Kulturgut einen wichtigen Beitrag zu leisten. Für den heutigen Vergolder ist deshalb, neben der Fassmalerei und der Rahmenherstellung, die Restaurierung vergoldeter Objekte zu einem wichtigen Tätigkeitsfeld geworden.

 

Ungeachtet dessen, wird das Vergolderhandwerk heute immer öfter mit dem Wunsch konfrontiert, seine spezifischen Ausdrucksmittel nicht nur historisierend einzusetzen. In Zusammenarbeit mit Architekten und Designern entstehen im Bereich der Objektgestaltung zunehmend Projekte, die auch eine zeitgemäße Umsetzung der Vergoldertechniken präsentieren. Hier kommen zunehmend auch moderne Materialien mit zum Einsatz, was das Einsatzgebiet extrem erweitert und so nahezu keine Grenzen mehr gesetzt sind.

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